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10.02.2012

Heftige Kritik an 'Tod auf Bestellung'

Die geplante Ausweitung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden stößt bei Kirchenvertretern, Lebensrechtlern und Ärzten auf Kritik. In diesem Beitrag auf www.kath.net kommt auch Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der CDL zu Wort.

Den Haag/Wetzlar (kath.net/idea) Die geplante Ausweitung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden stößt bei Kirchenvertretern, Lebensrechtlern und Ärzten auf Kritik. In Den Haag soll am 1. März eine „Lebensendeklinik“ eröffnet werden. Sie ist für Patienten gedacht, denen ein Arzt den Wunsch nach aktiver Sterbehilfe nicht erfüllen will. Nach Angaben der „Niederländischen Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende“ sollen dabei auch sechs ambulante Teams zum Einsatz kommen, die jeweils aus einem Arzt und einem Krankenpfleger bestehen. Sie sollen Betroffene zu Hause aufsuchen und dort die lebensbeendenden Maßnahmen durchführen. In den Niederlanden ist aktive Sterbehilfe seit April 2002 dann erlaubt, wenn ein Patient unerträglich leidet, aussichtslos krank ist und mehrfach um die Tötung gebeten hat. In den Niederlanden werden jährlich rund 2.500 solcher Euthanasie-Fälle bei den zuständigen Kommissionen gemeldet.

EKD gegen aktive Sterbhilfe

Der Vizepräsident im EKD-Kirchenamt, Friedrich Hauschildt (Hannover), sprach sich angesichts der geplanten „Lebensendeklinik“ gegen aktive Sterbehilfe aus. Dahinter stehe die Vorstellung, dass sich menschliche Selbstbestimmung auch auf den Anfang und das Ende des Lebens erstrecke. Die Kirche könne diese Ansicht nicht teilen. „Wir betrachten das Leben als Gabe von Gott, über die wir nicht einfach verfügen können“, sagte Hauschildt am 9. Februar in einem Interview mit ERF Medien (früher Evangeliums-Rundfunk). Mit Zulassung aktiver Sterbehilfe in den Niederlanden vor zehn Jahren sei ein Damm gebrochen. Bislang seien Ärzte beauftragt, Leben zu schützen. Wenn sie Leben beenden sollen, habe das erhebliche Konsequenzen für ihr Selbstverständnis. In Deutschland beteilige sich die Kirche aktiv an vielen Orten an der Errichtung von Hospizen. Viele Kirchenmitglieder engagieren sich ehrenamtlich in solchen Einrichtungen. So trage die Kirche dazu bei, dass die Frage nach Sterbehilfe nicht aufkomme, so Hauschildt.

Kultivierte Form der Barbarei

Die Bundesvorsitzende der „Christdemokraten für das Leben“ (CDL), Mechthild Löhr (Königsten/Taunus), bezeichnete die Einführung der ambulanten Sterbehilfe als „Tod auf Bestellung“ und als „kultivierte Form der Barbarei“. Der Tod werde kommerzialisiert. Es bestehe die Gefahr, dass es ein „Jedermann-Angebot“ werde, sagte Löhr der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Es sei erschreckend, dass die ambulante Sterbehilfe als Fortschritt angepriesen werde. Dabei sei genau das Gegenteil der Fall. Löhr sprach sich stattdessen für den Ausbau der ambulanten Hospiz-Dienste und der Palliativversorgung in ganz Deutschland aus. Heute könnten bereits 97 Prozent aller Schwerstkranken in Deutschland schmerzfrei und würdevoll sterben. Der Wunsch zu leben, hänge von der Betreuungsqualität ab. Löhr: „Menschen wollen an ihrem Lebensende die Liebe spüren.“

Ausbau von Palliativstationen gefordert

„Eine fürsorgliche Medizin am Lebensende ist die deutsche Alternative zur aktiven Sterbehilfe, wie sie in den Benelux-Staaten erlaubt ist“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, in Düsseldorf. Es bleibe seine tiefste Überzeugung, dass das Töten nicht ins Handwerkszeug von Ärzten gehöre. Es dürfe kein gesellschaftliches Klima entstehen, das Sterbehilfe für Menschen, die Angst vor körperlichen Schmerzen, seelischen Nöten oder Vereinsamung haben, zum Mittel der Wahl mache. „Unser Ziel ist es, dass niemand unter Symptomen wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit leiden muss oder sich am Lebensabend alleingelassen fühlt“, so Henke. Beim Ausbau von Palliativstationen, Hospizen und der ambulanten Palliativversorgung habe es gerade in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen 20 Jahren große Fortschritte gegeben. Henke beklagte, dass immer noch viele Schwerstkranke und Sterbende von den Angeboten nicht erreicht würden.

 

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