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16.03.2011

Abtreibungen in Deutschland 2010

Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes

Im Berichtsjahr 2010 wurden in Deutschland 110.431 Schwangerschaftsabbrüche an das Statistische Bundesamt gemeldet. Das waren 263 Meldungen (-0,2 Prozent) weniger als im Vorjahr. 39,5 Prozent der Frauen waren zum Zeitpunkt des Eingriffs verheiratet, 55,6 Prozent ledig.

73,8 Prozent der Frauen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt, 14,5 Prozent zwischen 35 und 39 Jahren. 7,7 Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter und 4,1 Prozent minderjährig.

40,3 Prozent der Frauen hatten zum Zeitpunkt des Schwangerschaftsabbruchs noch keine Kinder geboren. Hier ist der Anteil gegenüber dem Vorjahr fast gleich geblieben. Von den Frauen über 30 Jahren entschieden sich 16,7 Prozent gegen die Schwangerschaft, obwohl sie bisher kinderlos waren. Bei den über 35-Jährigen betrug dieser Anteil noch 12,9 Prozent. Auffallende Unterschiede bestehen  zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern (jeweils ohne Berlin – Auswertung nach dem Wohnsitz der Schwangeren). Im früheren Bundesgebiet hatten 42,5 Prozent aller Frauen, die einen Abbruch vornehmen ließen, noch keine Lebendgeburt. In den neuen Ländern lag dieser Anteil mit 30,8 Prozent wesentlich niedriger.

Mit 97,2 Prozent wurden die meisten Eingriffe nach der Beratungsregelung vorgenommen. Eine medizinische oder kriminologische Indikation war in 2,8 Prozent der Fälle die Begründung für den Schwangerschaftsabbruch.

In 7,2 Prozent der Fälle wurde die Schwangerschaft vor der fünften Schwangerschaftswoche abgebrochen. Die bereits in den Vorjahren registrierten Unterschiede zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern (jeweils ohne Berlin) hinsichtlich des Zeitpunktes des Abbruchs waren auch 2010 zu beobachten. In 38,9 Prozent der gemeldeten Fälle im früheren Bundesgebiet wurde die Schwangerschaft vor der siebenten Schwangerschaftswoche beendet, wohingegen dieser Anteil in den neuen Ländern bei 32,9 Prozent lag. Der Anteil der Abbrüche in der neunten bis elften Woche betrug im früheren Bundesgebiet 23,4 Prozent. Höher war dieser Anteil in den neuen Ländern mit 29,9 Prozent.

Die häufigste Abbruchmethode war auch im Jahr 2010 die Vakuumaspiration mit 71,9 Prozent. Schwangerschaftsabbrüche mit dem Wirkstoff Mifepriston, der unter dem Markennamen Mifegyne® vertrieben wird, wurden 16 074 Mal vorgenommen. Das war ein Anteil von 14,6 Prozent an der Gesamtzahl der Abbrüche. Im Vorjahr erreichte diese Eingriffsart einen Anteil von 14,0 Prozent.

79,0 Prozent aller Schwangerschaftsabbrüche wurden ambulant in gynäkologischen Praxen vorgenommen. 6,1 Prozent der Frauen ließen den Schwangerschaftsabbruch in einer Einrichtung außerhalb des Bundeslandes, in dem sie wohnen, vornehmen.


Zeitliche Entwicklung

Eine Betrachtung der Entwicklung gegenüber vorangegangenen Zeiträumen ist seit 1996 sinnvoll, da ab dem 1. Januar 1996 eine neue Erhebungsmethodik angewendet wurde:
•Gleich bleibend rund 97 Prozent der Abbrüche werden nach der Beratungsregelung durchgeführt.
•In den vergangenen Jahren hat der Anteil der Frauen, die zum Eingriffszeitpunkt verheiratet waren, abgenommen (1996 gegenüber 2010 um 12,8 Prozentpunkte von 52,3 Prozent auf 39,5 Prozent).
•Von 1996 bis 2010 ist der Anteil der Schwangerschaftsabbrüche der unter 18-Jährigen an der Gesamtzahl von 3,6 auf 4,1 Prozent angestiegen.
•1996 hatten 36,5 Prozent der Frauen, die sich gegen die Schwangerschaft entschieden, noch keine Kinder geboren. 2010 betrug dieser Anteil 40,3 Prozent.
•Die Anzahl der Schwangerschaftsabbrüche je 10.000 Frauen im Alter von 15 bis unter 45 Jahren (Quote der Schwangerschaftsabbrüche bezogen auf die Frauen im gebärfähigen Alter) lag 1996 bei 76 und 2010 (vorläufige Berechnung) bei 71. In der Altersgruppe der 15- bis unter 18-Jährigen lag der vergleichbare Wert 1996 bei 33 und im Jahr 2010 gleich hoch.

Weitere Auskünfte gibt:
Telefon:  +49 611 75 8154
E-Mail: schwangerschaftsabbrueche@destatis.de